Zum Hauptinhalt springen
Stadtentwicklung Verantwortung

Fördergelder ausgeschüttet

Marktführerschaft in puncto Städtebauförderung erneut untermauert: Auch 2023 haben die Stadtentwicklungsexperten der ProjektStadt hessische Kommunen erfolgreich bei deren Antragstellung begleitet und Fördermittel in beachtlicher Höhe akquiriert. Ein Beispiel: Schlüchtern. Für den Umbau ihrer Synagoge zum Ort der Begegnung stehen der Stadt im Main-Kinzig-Kreis weitere Zuschüsse aus dem Programm „Lebendige Zentren“ zur Verfügung.

Seit 1971 erweist sich die Städtebauförderung als bedeutsames Instrument, um Städte und Gemeinden in Deutschland zukunftsfähig zu gestalten. Sie zielt auf die unterschiedlichen Herausforderungen ab, die sich aus einer sozial, wirtschaftlich, demografisch und ökologisch nachhaltigen Stadtentwicklung ergeben. Dabei unterstützt sie Kommunen bei Transformationsprozessen sowie beim behutsamen Umgang mit der bebauten Umwelt. Gegliedert ist die Förderung in drei Programme: „Lebendige Zentren“, „Wachstum und Nachhaltige Erneuerung“ und „Sozialer Zusammenhalt“. Als gemeinsame Schwerpunkte sind Klima- und Grünmaßnahmen, städtebaulicher Denkmalschutz und interkommunale Zusammenarbeit als Querschnittsaufgaben in allen drei Programmen verankert.

 

Lebenswerte Städte schaffen

„Mit der Städtebauförderung leisten wir seit über 50 Jahren einen wesentlichen Beitrag für schöne, lebenswerte und soziale Städte und Gemeinden in Deutschland“, so Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. „Wir unterstützen damit ein gutes Zusammenleben in der Nachbarschaft, von dem alle Bewohnerinnen und Bewohner profitieren. In den Kommunen werden so Orte der Gemeinschaft, des Lernens, der Begegnung geschaffen und durch die Städtebauförderung aufgewertet.“

Im vergangenen Jahr haben der Bund und das Land Hessen hierfür über 100 Millionen Euro bereitgestellt. Die ProjektStadt, Stadtentwicklungsmarke der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt (NHW), hat davon knapp 30 Millionen Euro für 34 von ihr betreute Kommunen eingeworben. „Unser Marktanteil in der Städtebauförderung in Hessen liegt damit zum wiederholten Mal bei rund 30 Prozent der ausgeschütteten Fördergelder“, erläutert Markus Eichberger, Leiter des Unternehmensbereichs Stadtentwicklung. „Das ist ein tolles Ergebnis, mit dem wir unsere Marktführerschaft einmal mehr bestätigen. Mit unserer Expertise und langjährigen Erfahrung, unserem Branchen-Know-how, unserem Netzwerk und einem interdisziplinär aufgestellten Team sind wir ein wichtiger und verlässlicher Partner bei der Entwicklung von Kommunen. Eine unserer großen Stärken ist das Einbinden der Bevölkerung in die Projekte, sei es analog oder digital. In allen drei Programmen ist dieser Punkt von zentraler Bedeutung.“

„Der große Erfolg der Städtebauförderung zeigt sich in den Zahlen: Insgesamt wurden bisher über 12.200 Projekte in 4.000 Kommunen umgesetzt.“

Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen

Strukturwandel bewältigen

Für die Belebung ihrer Innenstädte und Ortskerne haben hessische Kommunen 2023 mehr Geld erhalten als im Vorjahr – das Programm „Lebendige Zentren“ wurde um knapp 1,5 Millionen Euro auf rund 40 Millionen Euro aufgestockt. Es fördert vor allem bauliche Maßnahmen, die den innerstädtischen Strukturwandel begleiten. Ziel ist es, die Versorgungsangebote zu sichern und weiterzuentwickeln, bestehenden Wohnraum zu qualifizieren und das baukulturelle Erbe zu erhalten. Auch Energieeffizienz und Klimaschutz spielen eine immer wichtigere Rolle. Die ProjektStadt hat für zwölf Standorte rund 14,5 Millionen Euro akquiriert – mit über 36 Prozent macht das in diesem Förderprogramm mehr als ein Drittel der Gesamtsumme aus. Die höchsten Zuwendungsbescheide erhielten Schlüchtern (2,6 Millionen Euro), Wöllstadt (2,4 Millionen Euro), Hofgeismar (1,98 Millionen Euro) und Oestrich-Winkel (1,6 Millionen Euro).

Neuen Bedarfen anpassen

Im Programm „Wachstum und Nachhaltige Erneuerung“ hat die ProjektStadt für 18 Projekte in 17 Kommunen rund 10,2 von insgesamt 34,4 Millionen Euro generiert – fast 30 Prozent der ausgeschütteten Gelder. Die höchsten Fördermittelbescheide gingen nach Rüdesheim (1,56 Millionen Euro), Eschwege (1,4 Millionen Euro) und Büttelborn (940.000 Euro). Das Programm unterstützt Kommunen dabei, ihre baulichen Strukturen und den öffentlichen Raum an neue und sich verändernde Bedarfe anzupassen. Es setzt einen Schwerpunkt bei der Entwicklung von Brachflächen, um aktiv den Wohnungsbau zu unterstützen, ebenso die Entstehung neuer Quartiere. In Zeiten des Klimawandels wird zudem eine hochwertige grüne und blaue Infrastruktur immer wichtiger. Das Anlegen und Aufwerten von Grün-, Frei- und Wasserflächen, Plätzen, Parks und Gärten wie auch die Sanierung und Umnutzung von Gebäuden sind weitere zentrale Maßnahmen, die auch stets Biodiversität miteinbeziehen.

Zusammenhalt stärken

Für benachteiligte Stadtviertel und Ortsteile standen 2023 in Hessen gut 26,5 Millionen Euro aus dem Bund-Länder-Programm „Sozialer Zusammenhalt“ bereit. Damit sollen städtebauliche Missstände beseitigt, der soziale Zusammenhalt gestärkt und die Integration von Bevölkerungsgruppen ermöglicht werden. Das Gestalten des öffentlichen Raumes, der Ausbau der sozialen Infrastruktur, das Aktivieren bürgerschaftlichen Engagements und die Entwicklung integrierter Handlungsansätze sollen die Wohn- und Lebensbedingungen der Bewohnerinnen und Bewohner nachhaltig verbessern. Gefördert werden Investitionen in das Wohnumfeld, die Infrastruktur und die Wohnqualität. Das Ziel: Generationengerechtigkeit, Familienfreundlichkeit, Bildungschancen, Integration und gesellschaftlichen Zusammenhalt unterstützen.

Besonders im Fokus: Grün-, Frei- und Wasserflächen, Plätze, Parks und Gärten. Die ProjektStadt hat in diesem Programm für sieben Kommunen rund 4,7 Millionen der zur Verfügung stehenden 26,5 Millionen Euro eingeworben – knapp ein Fünftel der Gesamtsumme. Die höchsten Zuwendungen bekamen Bebra (1,33 Millionen Euro), Bürstadt (1,18 Millionen Euro) und Frankfurt-Nied (1 Million Euro).

Geschichte bewahren, Zukunft gestalten

Klar ist: Ohne diese Zuschüsse wären viele städtebaulich herausragende Projekte nicht umsetzbar. Ein eindrucksvoller Beleg dafür ist die Synagoge in Schlüchtern, die zu einem geschichtsträchtigen Ort der Begegnung umgebaut werden soll. Mit mehr als fünf Millionen Euro von Bund, Land und der Alfred-Landecker-Stiftung ist die Finanzierungsgrundlage der Maßnahme nun gesichert. Noch in diesem Jahr starten die Restaurations- und Umbauarbeiten – die ProjektStadt, Integrierte Stadtentwicklung, begleitet und steuert das Vorhaben.

Dass der Umbau tatsächlich realisiert wird, war keinesfalls selbstverständlich. Dem Projekt gingen viel Mut, Gestaltungswille und Weitsicht seitens der Stadt und der Zivilgesellschaft voraus. Die Synagoge wurde zunächst zusammen mit dem angrenzenden Rabbinerhaus im Jahr 2021 von der Kommune mit Mitteln aus dem Programm „Lebendige Zentren“ erworben, zuvor befand sie sich im Privatbesitz. Zu diesem Zeitpunkt stand zwar noch keine konkrete Nutzungsidee fest, wohl aber das außergewöhnliche Potenzial des Gebäudes, das es aus städtebaulicher und gesellschaftspolitischer Sicht zu bewahren und zu nutzen galt. „Wir haben in unserer beratenden Funktion in Schlüchtern bereits sehr früh den kulturhistorischen Wert dieses Bauwerks erkannt, insbesondere im Hinblick auf eine ganzheitliche, integrierte Stadtentwicklung. Das wird in diesen Tagen umso deutlicher. Wir brauchen solche Projekte als Zeugnisse der Geschichte, vor allem aber auch als Symbol für Begegnung, friedliches Miteinander und interreligiösen Dialog in unserer Gesellschaft“, erklärt Marion Schmitz-Stadtfeld, Leiterin Integrierte Stadtentwicklung | ProjektStadt.

Hessenweit einzigartig

Dieses Potenzial wurde auch innerhalb der Stadtgesellschaft diskutiert. Noch im selben Jahr gründete sich der Verein Freunde der Synagoge Schlüchtern e. V., der sich seither mit viel Engagement für einen Umbau und die Wiederbelebung einsetzt. Dank einer früheren Förderung des Landes Hessen mit Mitteln aus dem Programm „Lebendige Zentren“ und einer Spende der Alfred-Landecker-Stiftung konnte ein Umbau- und Nutzungskonzept entwickelt werden. 2022 wurde die Synagoge per Erbbaurecht an den Verein übertragen. Seit November 2023 ist auch die Finanzierung der eigentlichen Maßnahmen zum Umbau und zur Wiederherstellung des Gebäudes gesichert. Hierfür kommen erneut Mittel aus dem Städtebauförderprogramm „Lebendige Zentren“ und einem freien Fördertopf des Bundes „Bauarbeiten zur Beförderung der christlich-jüdischen Zusammenarbeit und interreligiösen Dialogs“ zum Einsatz. „Das ist ein großartiger Erfolg für das Projekt und die Stadt Schlüchtern. Die Chance, hier an einem geschichtsträchtigen Ort Raum für Demokratie, Begegnung und Lernen zu schaffen, ist heute unglaublich wichtig“, betont Nicole Thamm, Projektleiterin Integrierte Stadtentwicklung | ProjektStadt. „Das Vorhaben ist auch aus städtebaulicher Sicht für Hessen einzigartig. Immerhin sind in Deutschland nur noch wenige Synagogen im neuromanischen Stil baulich so gut erhalten wie die in Schlüchtern.“

Aber auch die Synagoge selbst hat ihre eigene – teils widersprüchliche – Geschichte. Diese sieht man dem Gebäude zwar zunächst von außen nicht an, spätestens aber beim Betreten des Inneren. Mit dem Konzept „Besinnen, bewahren, beleben“ soll diese besondere Historie räumlich erfahrbar gemacht werden: von der Erbauung 1898 bis hin zu den sehr unterschiedlichen Nutzungen als Textilfabrik, Kino und Treffpunkt.

"Die Chance, hier an einem geschichtsträchtigen Ort Raum für Demokratie, Begegnung und Lernen zu schaffen, ist heute unglaublich wichtig."

Nicole Thamm, Projektleiterin Integrierte Stadtentwicklung | ProjektStadt

Wandelbarer Raum als Zentrum

Zur Denkmalschutz-Strategie gehören darüber hinaus auch eine umfassende Bestandsaufnahme und die teilweise Freilegung historischer Wandmalereien. Andere historische Elemente wie Alon Hakodesh und Bima sind unwiederbringlich verloren. Sie werden daher mit zeitgenössischen Bildelementen und interaktiven Darstellungen visuell und diskursiv vermittelt. Für das Gebäude ist ein zentrales, modulares und flexibles Raumsystem vorgesehen, das verschiedene Nutzungsarten ermöglicht: temporäre Ausstellungen, Vorträge, Symposien, Workshops und Filmvorführungen. Dieser wandelbare Raum ist das Zentrum des Projekts: ein lebendiger, sich ständig verändernder und belebter Ort.

Nicht zuletzt könnte die Synagoge in Schlüchtern so auch zu einem zusätzlichen Frequenzbringer für die Innenstadt werden. Schließlich ist ein lebendiges Zentrum heute weit mehr als nur ein reiner Ort des Konsums. Ob der neue Stadtplatz, das sich in Fertigstellung befindende Kultur- und Begegnungszentrum, die neue Mitte am ehemaligen Langer-Areal oder grüne Oasen wie der kürzlich sanierte Schlösschengarten – eine moderne Innenstadt braucht vor allem eins: Menschen und Begegnung.